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Zeit und ihre Besinnung in der Nath Tradition

Zeit und ihre Besinnung in der Nath Tradition 05.11.2012

Die Zeit, wie sie Nathas verstehen, bedeutet Shakti, den dynamischen Aspekt von Shiva. In Tantra heißt dieser Aspekt Kali, bei Nathas ist die höchste Form Göttin Yogamaya Balasundari. In den Praktiken zu ihrer Verehrung benutzt man eine spezielle Yantra, die in vier Teile geteilt ist, die vier Yugas (Zeitabschnitte im kosmischen Maßstab) symbolisieren. Im Zentrum ist die Balasundari selbst in Yamala (Bund) mit Shiva. Balasundari ist Nija-Shakti von Shiva oder Kundalini.


Nathas betrachten die Zeit als Shakti, in deren Innere der Praktizierende in seinem Streben nach Erwecken von Kundalini verbleibt. Also ist die Zeit für Nathas nicht bloß ein materielles Element, sondern hat sie einen tiefen geistigen Inhalt. Shakti symbolisiert eine kreative dynamische Realität von Shiva, was den Sinn der Zeit symbolisiert – ständige Veränderungen und eine Transformation, während Shiva eine statische Realität ist, die mit Raum verbunden ist. Damit wird nicht nur physischer Raum gemeint, sondern auch sein transzendenter Aspekt. 

Man kann sagen, dass alles in der Welt aus verschiedenen Räumen und Zeiten besteht und der Yogi erkennt die höchste Zeit und den höchsten Raum und geht dabei über die engen Grenzen. Nach der Befreiung wird er selbst Zeit und Raum, alles wird von ihm durchdrungen. Aber das kann man nur dank der Gnade eines wahren Gurus machen, durch den sich die höchste Zeit manifestiert und der außerhalb der zeitlichen Rahmen steht. Für einen gewöhnlichen Menschen ist es schwierig die höchste Zeit wahrzunehmen. Die Zeit befindet sich in seinem Verstand, und je mehr er begrenzt ist, desto mehr sind für ihn der Raum und die Zeit begrenzt. Dank der Yoga-Praktik verbinden sich der Verstand und die Prana und der Verstand wird mehr aktiv, das Bewusstsein erweitert sich und die Kundalini-Shakti erwacht.

Im gewöhnlichen Zustand ist das Bewusstsein eines Menschen von begrenzten Vorstellungen, Konzeptionen, Überzeugungen, Religionen und dem Einfluss von kosmischen Objekten blockiert. So wird die Welt ungerade wahrgenommen, der Mensch klammert sich an verschiedene innere Zustände. Dieses Labyrinth verlassen und frei werden kann man nur dank Sadhana und dem Guru, der uns unterstützt und auf dem Weg steuert. “Siddha Siddhanta Paddhati” hilft uns, das Verstehen von der Zeit zu erweitern. Dieser Text beschreibt die Verbindung von Makrokosm und Mikrokosm. Der Absolut entfaltet sich dank Shakti und als Ergebnis entsteht der transzendente Leib von Shiva Para-Pinda. Von Anfang an ist der Absolut transzendent und man kann ihn mit keinen Begriffen definieren. Para-Pinda ist seine erste Erscheinung, wo er eine Persönlichkeit bekommt, die transzendent und absolut vollkommen ist, weil sie dank dem Yamala (Bund) von dem Gott und der Göttin geformt ist.


Para-Pinda ist die höchste Persönlichkeit von Shiva, darin gibt es sowohl die höchste Zeit als auch alle begrenzten Erscheinungen von Zeit und Raum. Darin werden alle anderen Leiber geboren, die diese transzendenten Eigenschaften von Shiva beibehalten. Eine Besonderheit von Nath Sampradaya besteht darin, dass der Körper eines Lebewesens als perfekt und dem Para-Pinda ähnlich betrachtet wird. In den anderen Lehren ist er begrenzt und verursacht nur Sünden. Die Unterschiede zwischen dem Para-Pinda (dem Leib von Shiva) und Prakriti-Pinda (dem Leib von Jiva) bei Nathas sind bedient und werden für ein tieferes Verstehen des Wesens von metaphysischen Prozessen benutzt. Jetzt betrachten wir fünf Erscheinungen der individuellen Zeit, die in  “Siddha Siddhanta Paddhati” in der folgenden Shloka beschrieben sind.

 

«54. Ausrechnung, Formgebung, Gedankenirrgang, Betrunkenheit, Sinnlosigkeit, so sind die fünf Eigenschaften von der Zeit»

 

kalanA – der Zwang zur Ausrechnung von Zeitabschnitten, die mit verschiedenen Perioden verbunden sind. Im Leben eines Menschen gibt es so genannte “Lebenswenden”, die diese Zeitabschnitte wiederspiegeln. Der Mensch studierte zum Beispiel und dann verreiste in eine andere Stadt, um dort zu arbeiten. Jeder Mensch hat einige Lebenswenden in seinem Schicksal, die sein Leben total verändert haben, und je mehr solcher Momente der Mensch hat, desto mehr Gründe gibt es zu sagen, dass der Mensch sich geistig verändert. Das sind nicht unbedingt äußerliche Veränderungen oder geistiges Wachstum, das kann auch ein tiefes Umbesinnen von sich selbst oder der Welt sein oder eine Involution in der geistigen Entwicklung. Der Mensch, der zur ständigen Transformation fähig ist, wird selbst Zeit, er ist für die anderen Spießbürger nicht verständlich. Dabei sieht er ein, wie solche Leute leben, dass ihr Leben ohne Veränderungen fließt. Die Fähigkeit zur inneren Transformation ist eine Eigenschaft für die geistige Entwicklung. Derjenige, der an seinem Karma bewusst arbeitet, ist bereit verdeckte Wechselbeziehungen von verschiedenen Objekten einzusehen, er kann die Kette von Ereignissen und die Taten vieler Menschen voraussehen. Der Mensch sieht Regelmäßigkeiten an allem, was in der Welt und in seinem Leben passiert.


kalanA ist die Fähigkeit auszurechnen und einzusehen, wie die Ereignisse oder verschiedene Objekte miteinander existieren, wie sie verbunden sind und einander im Laufe der Zeit beeinflussen.
kalpanA – Schaffung, Formung. Das ist eine Besinnung der Veränderungen und der Herkunft von den Erscheinungen im Laufe der Zeit. Ein Transformationsprozess.
bhrAntiH – Irrtum, Verzögerung, Irrgang. Chaotischer Gedankenzustand, der in bestimmten Zeitabschnitten passiert. Gewöhnlich sagt man, dass jemandem der Boden unter den Füßen weggezogen wurde und er hat in diesem Moment kein klares Denken. Viele Leute beginnen dabei effektiv zu denken und das ist die Folge der Kristallisierung der Bewusstsein, seiner Verengung und Verdichtung. Dann passen die Gedanken nicht an die allgemeinen Veränderungen in der Welt und an sich selbst und das nennt man persönliche Irrtümer.


pramAdaH – Betrunkenheit, wenn der Mensch eine Orientierung in der Zeit verliert. Dieser Begriff ist dem Begriff bhrAntiH ähnlich, aber hier passiert eine längere Zeitfalle und man verliert die Fähigkeit, ihre Vielfältigkeit zu sehen. Die Zeit ist eine Göttin, die Djiva betrunken macht, aber wenn man ihre ganze Vielfältigkeit und Größe sieht, dann befreit sie von allen Illusionen. Bhakti und die Betrunkenheit von Illusionen sehen ähnlich aus, aber dazwischen gibt es einen großen Unterschied. Die Betrunkenheit von Kali ist in Wirklichkeit die höchste Nüchternheit und Adäquatheit, Bewusstheit bei allen Dingen. Kali tötet die Dämonen, die sie genießen und unterstellen wollen.


Аnartha – Sinnlosigkeit. Sie bedeutet Unglück als Folge unserer Bindungen. Das passiert dann, wenn der Mensch das Glück da zu finden hofft, wo es keins gibt oder er wartet auf etwas, was nicht passieren kann; wenn er unfähig ist das zu lassen, was ihn daran stört, sich in Richtung der Befreiung von seinen geistigen Begrenzungen zu verändern. In jedem Moment bewirken wir alle Zeiten, deshalb sollten wir versuchen, sich als vollkommen zu sehen. Viele Leute haben Angst, sich auf solche Weise zu sehen, dabei finden sie sich mit ihrer Unvollkommenheit ab und sterben in einem unvollkommenen Zustand und darauf folgt die nächste Geburt. Da sie an ihre ursprüngliche Reinheit nicht glauben, kommen sie manchmal in die begrenzten Zustände, dabei vergessen sie den größten Teil ihrer Erfahrung, auch Erfahrung von vorigen Leben.  Der Nath muss nicht unbedingt an die oder jene Konzeption glauben, aber der Nath weiß immer, dass er seine Vollkommenheit nicht verlieren kann, alle Erscheinungen sind nichts andere als unsere eigene Bewusstsein, unabhängig davon, um welche Erscheinungen es geht. Wenn der Yogi im Ruhezustand ist, dann sieht er alles und weiß alles, es gibt keinen Glückszustand, der außerhalb von ihm wäre, alle Irrtümer und Leiden auf der Welt sind auch ein Teil von ihm. Im Zustand der höchsten Realisierung wird der Mensch nichts und alles zugleich, alle Begrenzungen verschwinden, auch zeitliche und räumliche. Um die Zeit in der Nath Tradition zu besinnen, spielt die Verehrung von Mahakala Bhairava eine große Rolle. “Bhairava” ist eine Manifestation von Shiva, “Kala” bedeutet Zeit und “Mahakala” – Ewigkeit. So ist Mahakala Bhairava eine Manifestation von Shiva im Aspekt der Höchsten Zeit oder Ewigkeit. Praktisch in jedem Nathas-Tempel gibt es eine Murti von Mahakala Bhairava, den man oft mit besonderen Pujas verehrt. Man glaubt, dass wenn man Shiva in diesem Aspekt verehrt, dann bringt Sadhaka seine innere Zeitwahrnehmung mit einem großen kosmischen Prozess der Unendlichkeit in Gleichgewicht und die Gleichheit von makrokosmischen Prozessen wird in Mikrokosm vom Sadhaka integriert. Mahakala Bhairava wird auch vom Morgenmantra Kala-Gayatri begrüßt, das gleich nach der Aufwachung gelesen wird. Das Mantra lässt uns gleichmäßig die Strömungen der Zeit wahrnehmen und richtig die Aktivitäten im Laufe des Tages verteilen. Dieses Mantra wird auf Sandha-Bhasha (eine indische Sprache) zusammengestellt, das eine Mischung von Sanskrit und Hindi ist. Die Kraft dieser Sprache liegt in ihrer Bildlichkeit und der Vielheit von Bedeutungen, die die Sätze haben.

Die Übersetzung von Mantra lässt uns eine wirklich tiefe Besinnung der Zeit von Nath Yogis verstehen:

Kala-Gayatri: OM gurUjI OM kAl sohaM kAl kAl kAl mahAkAl | ajar kAl vajar kAl anabhai kAl niranjan kAl || jhUmar kAl kankAl kAl amar kAl sarjAvan kAl | bArah kAl hamAre bhAI hamako chor avariko le jAI || jIvan jukti kAlase pAI nAdavindakI kalA savAI | kAlaparamahamsa samara kare nAdavind tAke ghaT jarai || tIn cullI pAnI kI pIvai so jogeshvar jug jug jIvai || sansAr jharai samsAr bharai nirbhai jogI anabhai tarai | jo jAne kAlapuruSh kA bhev Apai karttA Apai deva || itanA kAl gAyatrI mantra jApa sampUrNa sahI | anant koTi siddhoM me shrInAthajI gurujI ne kahI || Adesh Adesh OM namaH shivAya OM namaH shivAyai | dAdAguru machindranAthkI pAdukA kUM Namaste namai ||  Ich begrüße Guruji, begrüße Kala Soham, Kala Mahakala, unsterbliches Kala, erschreckendes Kala, grenzloses Kala, einwandfreies Kala. Kreislauf von Kala, Struktur von Kala, ewiges Kala, schöpfendes Kala. Zwölf Kalas befreien uns von niederen Taten. Das Leben ist mit Kala durch Nada und Bindu je vier Teile verbunden. Der große Schwan der Zeit “Hamsa” besiegt mit Instrumenten Nada und Bindu, indem er den Körper betrachtet und einen Schatz findet. Drei Feuer sind vom Wasser der Zeit getränkt, deshalb lebt der Yogi ewig. Die Quelle des Universums ist von der Furchtlosigkeit des geretteten Yogis überfüllt, dessen Kenntnis das wahre Ich vom Gott ist. So ist das wahre Kala – Gayatri – Mantra. Das Siddhasniveau dort ist endlos. Gruß an Shiva, Gruß an Shiva, Adesh, Adesh! Gruß an Padukas vom  Dadaguru Machindranath.


Author: Yogi Matsyendranath Maharaj

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