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Navanath Yogis und Chaurasi Siddhen

Navanath Yogis und Chaurasi Siddhen 05.09.2015

Bei jedem der neun Navanath Yogis handelt es sich um die Svarupa einer bestimmten Gottheit. Die Nath Yogis verehren nicht nur die Gottheiten, sondern zunächst ihre “Svarupas” und erst dann die Götter. Doch was bedeutet “Svarupa”? Das ist die wahre, ursprüngliche Form (sva – eigen, rupa – Form). So kann der Körper als sekundäre Form und die Seele als primäre Form angesehen werden. Die geistige Form ist die Svarupa. In der Tradition der Navanath unterscheidet man zwei Formen: Die erste ist die “Bhogarupa”, die zweite ist “Yogarupa”. “Bhoga” – das sind solche Formen wie Ganesha, Vishnu, Chandra, Parvati, Brahma, und “Yoga” – das sind die ihnen entsprechende Kantharnath, Santoshnath, Chauranginath, Udayanath und andere.

Die Yogarupa gilt laut der Nath-Lehre als höheres Niveau und dies gilt es richtig zu verstehen – die Bhogarupa ist auch nötig, sie ergänzt die Yogarupa. Es gibt die Meinung, dass ein Yogi, der den Zustand des Jivanmukti (befreite Seele) erreicht hat, höher einzustufen ist als viele Götter. Es wäre richtiger zu sagen, dass sich das immanente und transzendente Absolute in ihm selbst befinden. Im menschlichen Leib ist ein Lebewesen fähig, Shiva-Shakti-Samarasya (Einheit von Shiva und Shakti) zu realisieren, deshalb führt der Yogaweg zur höchsten Vollkommenheit.

In der Natha Sampradaya gibt es vierundachtzig Naths, welche besonders bekannt sind und verehrt werden. Unter ihnen gibt es neun, die in allen Panths bekannt sind. In der Regel können sich manche Namen unterscheiden, doch die verbreitete Aufzählung der neun Naths ist für alle gleich.

Von diesen neun sind fünf Nath Yogis besonders berühmt, drei von ihnen heißen Adinath, Gorakshanath und Matsyendranath.

Adinath ist das Symbol der unmanifestierten, transzendenten Realität, genannt “Shunya” oder “Akula”; Matsyendranath ist der Kaula-Avatar, er zeigte den Pfad des Tantra. Gorakshanath ist der Yoga-Avatar, er ist Shiva, der die Einheit der transzendenten und immanenten Realität symbolisiert. Gorakshanath entwickelte eine Lehre, die eine Synthese von Tantra und Yoga beinhaltet. Deshalb ist der Name Gorakshanath ein Bija (Samen) von allen Mantras, welche die Nath Yogis praktizieren.

Viele Texte der Nath Tradition definieren Gorakshanath als Shunyarupa – die Form der transzendenten Leere, was viele denken lässt, dass er mit der buddhistischen Tradition der Siddhacharya in Verbindung stand. Aber in Wirklichkeit wird der Name Gorakhnath auch in vielen anderen Traditionen erwähnt. Es gilt, dass die ersten Nath Yogis, nämlich Matsyendranath, Jalandharnath (Hadi), Chauranginath (Puran Bhagat) die Probe nicht bestanden, welche Devi, die Shakti von Adinath, organisierte. Nur Gorakshanath zeigte sich als entsagter Yogi. Er gründete den Natha-Orden und alle Nath Yogis wurden zu seinen Schülern. Deshalb wird Gorakshanath, obwohl er der Schüler von Matsyendranath und Adinath war, viel mehr als seine Lehrer und andere Yogis verehrt, weil er das entwickelte, was die Grundlage von Yoga und Tantra ist.

Gorakshanath ist der Sohn von Matsyendranath, der aus seinem Bewusstsein geboren wurde - er ist das Bindu (Punkt, kleinste Teil, Tropfen), welches alle Tattvas (wahrhaftiges Wesen) in sich beinhaltet, alle Yogalehren. Da Gorakshanath Yoga-Avadhuta-Marga entwickelte (Yoga-Pfad des Avadhutas, demjenigen, der die Bedingtheit der Welt von sich abgeschüttelt hat), gelten alle anderen Gurus als die Formen von Gorakshanath. Besonders gilt das für die Navanath Yogis, die sowohl die Formen von Hauptgottheiten, als auch die Formen von Alakh Niranjan sind.

Eine Geschichte erzählt, dass Devi und Shiva Adinath die Geheimnisse der Shabar-Mantras als Erstem Matsyendranath anvertrauten. Diese Mantras kannten auch alle Götter und viele Lebewesen im All. Die Shabar-Mantras enthalten die Kraft des ganzen Universums. Es wird angenommen, dass Matsyendranath als Kula Avatar alle Geheimnisse des Kula oder des Leben kannte, er konnte sogar die Toten auferwecken. Diese Kenntnisse gab er an Gorakshanath weiter, der seinerseits alle Natha-Lehren verbesserte und synthetisierte. Deshalb ist das Mantra “Om Shiva Goraksha Yogi” das Bija aller Shabar-Mantras und enthält die Kraft aller Gottheiten.

Shunyata ist ein Verbindungselement von allen manifestierten Tattvas und jeder der Navanath Yogis entspricht einem bestimmten Tattva und einem entsprechenden Chakra, nämlich:

1. Udayanath – Parvati, «Prithvi», Muladhara-Chakra.

2. Satyanath – Brahma, «Djala», Svadhishthana-Chakra.

3. Santoshnath – Vishnu, «Agni», Manipura oder Nabhi-Chakra.

4. Achalachambhenath – Shesha, «Vayu», Anahata oder Hridaya-Chakra.

5. Gadjabalikantharnath – Ganapati, «Akasha», Vishuddha-Chakra.

6. Chauranganath – Chandrasvarupa oder «Soma», Talu-Chakra.

7. Matsyendranath – Mayasvarupa oder «Kaulashakti», Bhrumadhya-Chakra.

8. Gorakhnath – Shivasvarupa, Nirvana-Chakra или Brahmarandra.

9. Adinath – Jyotisvarupa, Akasha-Chakra.

Man nimmt an, dass die Akashas und Vyomas (Äther/Raum) verschiedene Zustände der Erkenntnis des Atmans sind (Atma-Jnana). In Wirklichkeit gibt es eine unendliche Anzahl von Vyomas, aber sie alle sind Manifestationen des einen Vyoma. In den Texten werden die fünf wichtigste Vyomas beschrieben: Akasha, Paramakasha, Mahakasha, Tattvakasha und Suryakasha, die sich während der Yoga-Sadhana entfalten, und ihre Erkenntnis führt zu “ Atma-Jnana” (Wissen über die Seele), zur Einheit von Atma, Jivatma und Paramatma.

Navanath Yogis und ihre Entsprechungen den Planeten (Grahen)

Alle Navanath Yogis sind Ausgangspunkte bestimmter Energien des Universums, und auch wichtiger Tattvas, wie Mahaprithvi, Mahajala, Mahateja usw. Udayanath gilt als kosmische Shakti.

Was die Planetenentsprechungen betrifft, so gibt es hier viele Varianten und Interpretationen, weil es mindestens zwei Kategorien der neun Nath Yogis gibt. Die erste Kategorie sind die Manifestationen von Shiva, die zweite sind Manifestationen von Vishnu. Neun Narayan-Natha Yogis werden im Vaishnavapurana “Shrimad Bhagavatam” erwähnt, unter ihnen auch Gorakshanath. Die wichtigsten von allen Navanath Yogis sind Adinath, Gorakshanath, Matsyendranath und Chaurangi. Da sich die Tradition besonders im Norden verbreitete, ist gerade dort die Shaiva-Kategorie am populärsten. Man kann sie ungefähr so zuordnen:

Udayanath – Surya, Satyanath – Shukra, Santoshnath – Mangala, Achala Achambhenath – Rahu, Gajakantharnath – Shani, Chauranginath – Chandra, Matsyendranath – Budha, Gorakshanath – Guru, Adinath (Mahakala) – Ketu.

Es gibt auch eine andere Zuordnung: Udayanath – Shukra, Satyanath – Chandra, Santoshnath – Mangala, Achala Achambhenath – Rahu, Gajakantharnath – Shani, Chauranginath – Ketu, Matsyendranath – Guru, Gorakshanath – Budha, Adinath – Surya.

Übrigens ist alles nicht so einfach und eindeutig, weil im Hinduismus jede Gottheit ihre Manifestationen und Aspekten haben kann, die auch mit den Grahas verbunden sind. Im Allgemeinen stehen die Gottheiten (wenn man sie als unsterbliche Nath Yogis betrachtet) über den Grahas. Diese Zuordnungen stehen im Zusammenhang mit der Navagraha Puja, die bei Nath Ritualen verwendet wird, ebenso werden die Navanath Yogis während der Rituale nach den Himmelsrichtungen gestellt. Die Kombinationen können verschieden sein, diese sind am verbreitetsten.

Zahlensymbolik, die mit Chaurasi Siddhen verbunden ist

Die Zahl 84 erhält man durch die Multiplikation von 7x12. Zwölf Monate im Jahr und sieben Wochentage, 84 ist das Symbol von Shiva Mahakala. Im Vedismus hat man Brahmanen-Schnüre in Anguls (Finger) gemessen. Brahmanen-Schnüre sind 84 Anguls lang, Kshatriya-Schnüre – 64, was ganz logisch ist. Angul ist ein Symbol des Atmans und es gibt 84 Inkarnationsformen des Atmans.

Navanath Yogis sind Symbole verschiedener Aspekte des Absoluten und seiner Entfaltung. Adinath ist Akasha, Achalachambhenath – Shesha (Luft und Gravitation), Santoshnath – Feuer, Satyanath – Wasser, Udayanath – Erde, Gajakantharnath besteht aus allen Elementen, schöpft alle Formen, er kreiert Ganas und verschiedene Gottheiten, Chauranginath ist der Mond und die Pflanzenwelt, die tierische Energie. Wenn es eine pflanzliche Energie gibt, dann erscheint auch die sexuelle Kraft oder Mahamaya – das ist Matsyendranath, und Gorakshanath schließt den Kreis, er ist die Form von Jnana, also das, was das Gegenstück zu Maya darstellt. Es gibt natürlich auch andere Interpretationen der Navanath Yogis und Chaurasi Siddhas.

Es gibt auch eine andere Symbolik. Die Nachfolger von Gorakshanath sakralisieren den Körper. So ist der Körper jedes Menschen 84 Fingerdicken groß. In den Upanishaden wird der Atman mit einem Finger identifiziert, im “Kulananda-Tantra” empfiehlt Matsyendranath auf das Licht im Herzen zu meditieren, welches einen Finger groß ist. Natürlich sind solche Texte für einfache Menschen kaum verständlich, ihnen ist nicht klar, wer Yogis sind, was Nada und Bindu, was die Sonne und der Mond sind. Die Bedeutung dieser Symbolik wird erst dann klar, wenn man traditionelle Begriffe erlernt.

Nava-Natha Upasana

Nava-Natha-Upasana kann Teil einer Goraksha-Puja sein. Nachdem man das Japa-Mantra “Om Shiva Goraksha Yogi” (es ist wünschenswert, es durch eine Diksha zu bekommen) rezitiert hat, kann man Gebetstexte, Vandanas, Stutis, Stotras rezitieren, einschließlich solche, welche den Navanathas gewidmet sind. Wenn man das Gorakshanath-Mantra als Diksha erhalten hat, so kann man beliebige Navanatha-Mantras ohne Diksha praktizieren.

Mantras und Texte für die Verehrung

  • «Navanatha Vrindashtaka»
  • «Navanatha Svarupa Japa»
  • «Chaurasi-Siddha Gayatri»
  • «Navanatha Katha» (heilige Reden von neun Nathas)

Author: Yogi Matsyendranath Maharaj

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